Im Hinterhof der Poolstraße 12-14 lassen sich die Ruinen des zweiten Bethauses der jüdischen Reformgemeinde Hamburgs, des Israelitischen Tempelverbands, aufspüren. Dieser hatte Anfang der 1840er Jahre bereits 800 Mitglieder, sein Tempel bot jedoch nur zirka 250 Besuchern Platz. So wurde am 18.10.1842 der Grundstein für einen Neubau gelegt. Die Einweihung fand dann am 05.09.1844 statt. Der Architekt Johann-Hinrich Klees-Wülbern hat ein Gebäude mit einer Mischung aus gotischen Stilmerkmalen, maurischen Elementen und klassizistischer Rundbogenbauweise geschaffen. Es bot der Gemeinde 640 Plätze ...
... In den 1920ern wurde auch dieser Bau zu klein, ein neuer Tempel wurde in Rotherbaum gebaut. Die Synagoge in der Poolstraße blieb jedoch vorerst im Besitz des Tempelverbands und diente als Magazin für Synagogeneinrichtungen: Bänke, Betpulte und Schränke, für die keine Verwendung mehr war. 1937 verkaufte die Gemeinde das Grundstück und der Tempel war nun eine Lagerhalle für rumänische Gerste, im Krieg wurde seine Empore weiterhin als Vorratsraum genutzt, das Erdgeschoss von einer Glasfirma. Am 25.07.1944 zerstörte eine Bombe die Synagoge, ihre Reste stehen seit 2004 unter Denkmalschutz. Heute befindet sich eine Autowerkstatt auf dem Gelände.
Einladung zur Einweihungs- und Abschiedsfeier, 14.08.1931, Staatsarchiv Hamburg, 522-1, Abl. 1999/01, 189-2
„Die Seele konnte man ihm nicht nehmen, die Seele, die all die Menschen ihm gaben, die hier gebetet, hier Aufrichtung und Trost gefunden haben, die wir ihm selbst gaben durch das religiöse Erlebnis, das wir hier empfingen. Diese Seele unseres Tempels möchten wir uns einprägen, möchten wir nun mitnehmen und festhalten für unser Leben.“
Bruno Italiener: Ansprache zum Abschied vom alten Tempel, 29.08.1931