Die Reichen- und Willy-Brandt-Straße folgen noch heute dem Verlauf zweier Bille-Arme, die die Reichenstraßeninsel umschlossen. 1877 bzw. 1964, dann als Reichenstraßen und Gröningerfleet bezeichnet, wurden sie zugeschüttet und so lässt sich nur noch vom alten Namen des Areals auf die Wasserlage schließen. Früher befand sich hier jedoch Überflutungsgebiet und um dem immer wiederkehrendem Nass zu entkommen wurde das ganze Inselgelände 1180 um zirka 2,50 Meter aufgestockt, etwa 4 200 Quadratmeter Bodenaufsatz erfolgten ...
... Diese Erdschichten wurden bei Bauarbeiten zum Zürichhaus 1989 freigelegt. Dabei stieß man auf die ehemaligen Ufermauern des Gröningerfleets mit den Bootsbefestigungsringen. Außerdem entdeckte man unter den mittelalterlichen Aufschüttungen ein Pferdeskelett, dass, obwohl Hamburg zu diesem Zeitpunkt schon christianisiert war, wahrscheinlich im Zuge einer Opferzeremonie getötet wurde. Diese Theorie wird gestützt durch die sorgfältige Reisigabdeckung des Tiers und die Zugabe von etlichen Eiern, als Lebenssymbol, sorgfältig in einer Mooskuhle zwischen den Vorderbeinen abgelegt. Die Tradition des Pferdeopfers verweist auf alte heidnische Bräuche etwa auf den Odin-Kult der Germanen.
Merseburger Zaubersprüche, ~900 n. Chr., Merseburg Domkapitel, Cod. 136 S. 85a
„... dem Volke eigenthümlich ist, auch der Rosse ahnendes Wittern und Mahnen zu versuchen. Für die Gemeinde werden sie in den nämlichen Wäldern und Hainen genährt, ganz weiß und von keinem irdischen Dienste unrein berührt; sie, mit dem heiligen Wagen beschwert, begleitet der Priester und König oder Häuptling des Staates und beobachtet ihr Wiehern und schnaubendes Knirren. Und keine andere Weissagung hat größeren Glauben ...“
Publius Cornelius Tacitus:
Germania. Geographie und Kultur der Germanen, ~98 n. Chr.