An der heutigen Ottenser Hauptstraße lag der 10 000 Quadratmeter große Friedhof der jüdischen Gemeinden Hamburg und Altona mit etwa 4 500 Gräbern. 1663 war der Friedhof für aschkenasische Familien aus Hamburg angelegt worden, die sich von der Altonaer jüdischen Gemeinde ablösen wollten. Dafür brauchten sie einen eigenen Begräbnisplatz. Hamburg war nicht bereit ein Grundstück zu verkaufen, so musste auf dänisches Hoheitsgebiet ausgewichen werden. Ab 1666 führten die Hamburger und die Altonaer Gemeinde den Friedhof gemeinsam ...
... Er blieb bis zur vom Nazi-Regime angeordneten Schließung im Jahre 1934 in Betrieb. 1939 wurde das Gelände beschlagnahmt, die Ruhe der Toten missachtet und 1942/43 zwei Luftschutzbunker errichtet. Es gelang der jüdischen Gemeinde mehrere Grabsteine und eine wenige Gebeine zu retten und nach Ohlsdorf zu bringen. Nach Kriegsende und einem Rückerstattungsverfahren ging das Gelände wieder an die Jüdische Gemeinde und die Jewish Trust Corporation. Da die Wiederherstellung des Friedhofs unmöglich erschien, kam es 1950 zu einem umstrittenen Verkauf an den Hertie-Konzern. Noch erhaltene Gräber wurden nach Ohlsdorf umgesetzt, bevor 1952 der Bau eines Warenhauses begann ...
... Im Jahr 1988 verkaufte Hertie das Gelände weiter. Während der Arbeiten für ein Einkaufszentrum 1991 wurden die Spuren des ehemaligen Friedhofs sichtbar, Bruchstücke von Grabsteinen und menschliche Knochenreste kamen an die Oberfläche. Internationale jüdische Gemeinden wurden auf das Bauprojekt aufmerksam und protestierten gegen weitere Schändung, es kam zu einem vorübergehenden Baustopp. Schließlich einigte man sich auf den Schlichterspruch des Jerusalemer Oberrabbiners, so wurde anstatt einer Tiefgarage ein Parkhaus auf dem Dach des Gebäudes errichtet und auf das Erdreich, in dem Gräber und Gebeine vermutet wurden, eine Betonplatte gegossen. Im Untergeschoss des Mercados befindet sich eine Gedenktafel, die über die Geschichte des Friedhofs informiert.
Schreiben des Regierungspräsident Schleswigs, 26.07.1934, Staatsarchiv Hamburg, 424-2 C 4
„Darum ist diese Eure Begräbnisstätte, wo Ihr zum Schlummer gebettet wurdet bis zur Stunde Eurer Auferstehung, wie ein Heiligtum geachtet in den Augen aller Kinder Eurer Gemeinde und wir glaubten in unserer Seele, daß ein Haus der Ewigkeiten Eure Ruhestätte sei, wo Ihr schlafet und niemand aufstört den Frieden eures Schlummers.“
Joseph Carlebach:
Gebet vor Exhumierung, Jahrbuch für die Jüdischen Gemeinden, 1937/38